Erster Christopher Street Day in Neu-Eichenberg geplant
Großstädte veranstalten schon seit Jahren große Events zum Christopher Street Day. Auch im Werra-Meißner-Kreises soll der CSD gesellschaftliche Probleme beleuchten.
Werra-Meißner – Die Sommermonate sind auf vielfältige Weise farbenfroh: Doch auch über die kunterbunt sprießenden Pflanzen hinweg, erstrahlen die Farben des Regenbogens momentan deutschlandweit auf Paraden – und setzen damit ein Zeichen. Denn viele Städte der Bundesrepublik empfangen zahlreiche Besucherinnen und Besucher zum Christopher-Street-Day (CSD).
In Köln gingen zuletzt 1,4 Millionen Menschen auf die Straße, um für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgeschlechtlichen und queeren (LGBTQ) Personen einzustehen. Am Samstag, 5. August, findet der CSD in Kassel statt. Doch auch in kleineren Städten etabliert sich das jährliche Event zur Solidarisierung mit der queeren Gemeinschaft immer mehr. Im kommenden Jahr ist erneut ein CSD in Eschwege und der erste in Neu-Eichenberg geplant.
Christopher Street Day
Der Christopher-Street-Day (CSD) wirft ein Licht auf Probleme, mit denen queere Menschen, also Personen, deren Geschlechtsidentität oder Sexualität sich abseits der vermeintlichen Norm befindet, nach wie vor täglich konfrontiert sind: Diskriminierung, Ausgrenzung und körperliche Gewalt sind dabei nur einige Beispiele. Namensgebend für die Protestbewegung ist die Christopher Street in New York City: Im Jahr 1969 war Homosexualität in vielen Teilen Amerikas noch illegal. Nach wiederholten brutalen Durchsuchungen der Bar Stonewall Inn, einer Bar für homosexuelle Menschen an der Christopher Street, begannen sich die queeren Menschen gegen die Polizeiwillkür zu wehren. Die darauffolgenden tagelangen Demonstrationen gingen in die Geschichte ein – und werden heute noch jedes Jahr weltweit mit großen und bunten Umzügen zelebriert. (evk)
"Gerade in so kleinen Orten möchte ich für queere Menschen die Stimme erheben", sagt der Veranstalter des CSD, Daniel Seelos (25). Schließlich gebe es insbesondere in kleineren Gemeinden häufig kaum Anlaufstellen für nicht-heterosexuelle Menschen. Auch fehlende Aufklärung führe zur Ausgrenzung.
Als Gründer und Veranstalter des CSD im Werra-Meißner-Kreis ist Daniel Seelos selbst Teil der queeren Gemeinschaft – 2021 habe er sich als bisexuell geoutet. "Wir sind alle Menschen und leben auf dem gleichen Planeten", sagt der Eschweger. Um allen diesen Gedanken zu vermitteln, habe er vergangenes Jahr bereits in Fritzlar, Homberg/Efze, Waldkappel und Bad Sooden-Allendorf diese Solidarisierungs- und Protestmärsche veranstaltet – die viel Zuspruch gefunden hätten.
"Wir gehen nicht um zu feiern auf die Straße."
In Neu-Eichenberg sei kein großer Umzug geplant. "Wir gehen nicht um zu feiern auf die Straße", betont Seelos. Vielmehr möchten die Veranstalter mit verschiedenen Redebeiträgen auf die teilweise immer noch verheerende Situation queerer Menschen hinweisen.
Ein aktuelles Thema, das in der queeren Gemeinschaft momentan für fassungsloses Kopfschütteln sorgt und weshalb bundesweit demonstriert wird, ist die erneut vertagte Änderung zum Selbstbestimmungsgesetz (SBGG). Noch vor der parlamentarischen Sommerpause sollte der Entwurf vom Familien- und Justizministerium verabschiedet werden. Aufgrund von Bedenken des Innenministeriums wurde die Entscheidung des Kabinetts vertagt – auf unbestimmte Zeit.