CSD in Fritzlar: Viel mehr als eine schrille Parade
Bunt, schrill und mit einer ernsten Botschaft fand am Samstag die erste Christopher-Street-Day-Demonstration in Fritzlar statt. Die lockte rund 100 Teilnehmer in die Altstadt.
Fritzlar - Regenbogenfarben auf Fahnen, Röcken, Haaren und auf Wangen geschminkt: Kein Zweifel, Fritzlar war am Samstag so bunt wie noch nie zuvor. Zum ersten Mal fand in der mittelalterlichen Stadt eine Christopher-Street-Day-Demonstration (CSD) statt. Überhaupt war es - nach der Demo am vergangenen Wochenende in Homberg - überhaupt erst der zweite CSD im Landkreis. Waren es in Homberg um die 50 Teilnehmer, zog es in Fritzlar fast doppelt so viele Demonstranten auf die Straße.
"Die Stimmung ist sehr gut und die Beteiligung richtig super", sagt Organisator Daniel Seelos im HNA-Gespräch. Anders als in vielen großen Städten fehle in ländlichen Regionen oft die Sichtbarkeit von queeren Menschen. Das war am Samstag in Fritzlar anders. Nicht nur der Organisator und die Teilnehmer des CSD waren begeistert von der Stadt als Gastgeberin, auch viele Menschen, die den bunten Straßenzug sahen, zeigten sich angetan: "Endlich kommt die Vielfalt auch bei uns auf dem Land an", sagte ein Beobachter.
Doch alles andere als so unbeschwert und fröhlich wie der bunte Tross anmutete, sind die Themen, die die Teilnehmer beschäftigen: Bei der Kundgebung gingen Seelos und Drag-Queen Ludmilla, die aus Fritzlar stammt und jetzt in Hamburg lebt, darauf ein. Es ging um Diskriminierung und um Übergriffe auf queeren Menschen. Ludmilla ging unter anderem auf die tödliche Attacke auf eine Schwulenbar in Oslo mit zwei Toten und mehr als 20 Verletzten in der vergangenen Woche ein.
Auch gab es beim CSD in Karlsruhe eine Attacke auf Teilnehmer. "Wir wollen mit dem CSD unsere Botschaft rüber bringen, die Politik zum Handeln auffordern und Menschen Mut machen, zu sich zu stehen", sagt Seelos, der überzeugt ist: "In Fritzlar gelang es uns klar zu machen, dass der CSD mehr als eine schrille Parade ist." (Maja Yüce)